Mendoza überrascht uns als grüne Stadt, jede Strasse ist eine Allee, wir sehen vor lauter Bäumen die Häuser nicht. Dafür können wir (trotz über 30 Grad) im kühlen Schatten unter dem Blätterdach gemütlich flanieren. Die vielen grosszügig angelegten Pärke, mit majestätischen Brunnen und Wasserspielen, sind zusätzliche Oasen für Gross und Klein, Strassenkünstler und Marktstände.
Nebst Flora widmen wir uns auch der Fauna. Wir besuchen das Serpentario, ein Zeltbau mit ca. 30 spartanisch eingerichteten Mini-Terrarien in denen allerlei farbige Schlangen bis hin zu Riesenboas hausen. Da sie sich kaum bewegen, ist nicht unbedingt ersichtlich, ob die Exemplare noch leben oder bereits ausgestopft sind. Bei diesem Gedanken überkommt uns ein leichtes Schaudern. "Wenn schon, denn schon" denken wir und besuchen auch das Acuario Municipal, das laut Reiseführer die hässlichsten Kreaturen, wie weisse Lurche ohne Zungen, beherbergen soll. Neben all den tristen Aquarien, in denen wir durchs trübe Wasser mit Glück einige Fische sehen, fesselt unsere Aufmerksamkeit vor allem "Lucky George", eine riesige Wasserschildkröte. Laut Informationstafel vor dem Tod gerettet, fristet sie in einem pflanzen- und steinlosen, achteckigen Aquarium ihr Dasein. Ihr ewiger Schwumm entlang der Scheiben erschaudert uns erneut. Der nächste Besuch gilt dem Zoo. Obwohl wir enttäuscht vor geschlossenen Türen stehen, stimmt es uns hoffnungsvoll, dass der Zoo wegen Renovationsarbeiten geschlossen ist und gleichzeitig erspart es uns vermutlich weitere Gänsehaut.
Wir wollen die Umgebung von Mendoza erkunden und mieten ein Auto für zwei Tage. Wiederum sind wir von der Landschaft völlig hingerissen. Mutterseelenallein durchfahren wir unendliche Weiten, die wir als Schweizer nur vom Hörensagen kennen. Ganz selten kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Abwechslung bringen enge Bergstrassen, die uns durch zerklüftete Felsen führen. Von oben sehen wir in üppig bewachsene Täler mit ihren Flüssen. Ist dies das Paradies?! Nach jeder Kurve ertönen Ahhh's und Ohhh's aus unseren Kehlen, vor allem wenn der Blick auf die nächste unendliche Weite frei wird.
Über Nacht verwandelt ein heftiges Gewitter die Strassen in Flüsse und Schlammlöcher. Alle 50 bis 200 Meter durchpflügt unser kleiner PW Wasser und Geröll. Unser flottes Tempo wird abrupt gebremst, dafür haben wir ein abenteuerliches Paris-Dakar Erlebnis.
Auch die Strassenränder bieten viel an Flora und Fauna. Kakteen in allen Grössen und Formen, wie wir sie bis jetzt nur aus Westernfilmen kannten. Pferde, Rinder, Hasen und Füchse, beritten oder freilaufend, in horizontaler oder vertikaler Ausführung. Immer wieder wundern wir uns über kleinere und grössere Berge von Petflaschen. Ist dies das Recyclingsystem von Argentinien? Später erfahren wir, dass es sich um kleine Altäre für Diffunta Correa handelt. Diese Frau verdurstete hier in der trockenen Wüste. Sie wurde mit ihrem noch lebenden und an der Brust säugendem Kind, tot aufgefunden. Seither wird sie als Volksheilige und wunderbringende Seele verehrt. Für das eigene Seelenheil wird ihr in Petflaschen Wasser geopfert. Das wirkliche Ausmass der Verehrung bekommen wir aber erst am eigentlichen Wallfahrtsort "Diffunta Correa" zu spüren: In 17 Kapellen werden ihr Opfer gebracht. Je nach Thema (Sport, Liebe, Verkehr, Kinder, etc.) sind die Kapellen jeweils voll gestopft mit Fotos, Pokalen, Brautkleidern, Modellautos, Nummernschildern und Spielzeugen bis hin zu Gewehren, Macheten oder ganze Velos und Motorrädern.  
Ein Erlebnis der besonderen Art war der Besuch des Parque Provincial Ischigualasto oder Valle de la Luna. Durch eine Laune der Natur legten sich prähistorische Gesteinsschichten frei. Hier wurden die ältesten Saurierknochen gefunden. Wir kommen gerade rechtzeitig, um mit der letzten Führung den Park zu besichtigen. In einem Autokonvoi durchqueren wir mit unserem PW auf Schotterpisten die fremdartige Welt und kommen uns vor wie Captain Kirk und Lieutenant Uhura beim Entdecken eines neuen Planeten. Schwierig wird es, als wir nach gut 3-stündiger Autofahrt im Dunkeln das vor uns fahrende Auto verlieren und mit dem Fahrzeug hinter uns durch die die skurrilen Gesteinsformationen irren. Da half kein "Beam me up, Scotty", wir müssen den Ausgang selber finden! Nach einigem Kreuz und Quer erreichen wir ihn kurz vor Parkschluss, ein Stein fällt uns vom Herzen.
Zwischen all den Unternehmungen gibt es auch unseren ganz normalen Alltag. Die Unterkünfte werden unserem Budget entsprechend immer bescheidener. Wir gewöhnen uns wieder an ein unkompliziertes WG-Leben und teilen mit unseren meist jüngeren Mitbewohnern WC und Badezimmer. Ab und zu kochen wir selber eine einfache Mahlzeit in der Gemeinschaftsküche, die wie der Kühlschrank dementsprechend aussieht. Als einziges Eingeständnis an unser Alter gönnen wir uns den Luxus eines Doppelzimmers. Dann gibt es natürlich auch die vielen kleinen Herausforderungen des täglichen Lebens, z.B. herauszufinden wie die verschiedenen desolaten Spülkästen der WC's funktionieren, mit all den Rädchen, Knöpfchen, Drähten, Häkchen und Laschen. Diese sind mit geschickter Feinmotorik zu bedienen um einen Totalausfall zu verhindern. Improvisieren ist das halbe Leben!
Nach zwei Wochen Mendoza geniessen wir unseren letzten Abend mit einem schönen Stück Fleisch und einem der unzähligen guten Tropfen aus der Gegend. Mit dem Nachtbus (inkl. Nachtessen!) geht's nach Córdoba. Den April verbringen wir auf der Ranch Los Toritos, mit dem Ziel Spanisch und Reiten zu lernen.